Villa Valmarana Bressan – de
Villa Valmarana Bressan wurde zwischen 1542 und 1546 im Auftrag des Adligen Giuseppe di Bernardino Valmarana gebaut. Sie gilt aufgrund der eigenhändigen, beim Royal Institute of British Architects aufbewahrten Entwurfszeichnung als eines der ersten Werke Andrea Palladios.
Die Villa weist einen viereckigen Grundriss und ein Satteldach auf; der Haupteingang führt durch die Serliana in eine ebenfalls viereckige Vorhalle (Loggia). Es folgt ein kleines Vestibül, an dessen Seiten sich eine weitere Kammer und die Treppe befinden, das in den nach Süden ausgerichteten, auf den Obstgarten blickenden Hauptsaal führt. Vom Hauptsaal gehen symmetrisch links und rechts je drei weitere, in den Ausmaßen abnehmende Räume ab, die durch harmonisch abgestimmte Maßverhältnisse gekennzeichnet sind. Somit wird die Villa als einheitliches Ganzes wahrgenommen. Genannte sich links und rechts von Vorhalle und Hauptsaal befindende Räume zeigen eine Gewölbedecke, die nach Palladios Zeichnung ebenfalls für die mit massiven Holzbalken gedeckte Vorhalle vorgesehen war.
Die streng anmutende, gegen Norden ausgerichtete Hauptfassade ist mit einer Serliana (Palladio-Motiv) geschmückt und stützt auf zwei dorischen Säulen. An den Seiten, leicht zurücktretend, zwei große rechteckige Fenster mit Giebel. Palladios Zeichnung zeigt eine mit einem weiteren Bogen versehene Serliana; sie gleicht dem ersten Entwurf der Loggias für die Basilica, deren Entwurf der Architekt in jenen Jahren vorlegte. Auch fehlen in der Zeichnung die oberen runden Öffnungen (Oculi), die ebenfalls am mächtigen Bau an Vicenzas Marktplatz zu sehen sind.
Villa Valmarana in Vigardolo stellt eine grundlegende Etappe von Palladios Heranreifen und Werdegang als Baumeister dar. Der Architekt war zwischenzeitlich (1941) mit seinen Mäzenen Gian Giorgio Trissino nach Rom gereist und hatte aus der Betrachtung der antiken Baukunst eine Fülle an Anregungen und Erkenntnissen gewonnen.
Die weiteren Fassaden der Villa wurden auf nüchtern einfache Weise behandelt. Besonders augenfällig das Missverhältnis zwischen den Gesamtausmaßen des Gebäudes und der Hauptfassadenhöhe, das sich allein durch den im 18. Jahrhundert vorgenommenen Umbau erklären lässt – eine Tatsache, die aus Archivdokumenten sowie aus den in den Dachbodenwänden vorhandenen Spuren hervorgeht.
Die Dekoration deutet ebenso auf verschiedene Phasen hin: In der Loggia sind in gemalten Nischen die zwölf römischen Kaiser abgebildet, während gemalte Türrahmen die Symmetrie der steinernen Seiteneingänge vervollständigen. Die edlen Supraporten zeigen vier weibliche Büsten aus der zweiten, im späten 18. Jh. anzusiedelnden Dekorationsfase. Anhand des Stammbaums der Valmaranas, deren Familienwappen sich oberhalb der Eingangstür zur Villa befindet, konnten die vier elegant gekleideten Damen als die Ehefrau und Töchter des letzten Eigentümers identifiziert werden.
Jagdszenen schmücken die in der Spätrenaissance entstandenen Supraporten der Innenräume, ganz nach Art der damaligen, in die Natur eingebetteten Landhäuser. Im südlichen Saal sind Überreste gemalter Architekturelemente sowie eine an den Dyonisoskult verweisende Szene zu sehen – vermutliches Werk eines der Schule von Paolo Veronese angehörenden Malers. Weitere, in den sonstigen Räumen entdeckte Spuren von Fresken lassen auf eine umfassende Bemalung der Innenräume schließen, dem Geschmack jener Epoche entsprechend.
Das im selbigen Saal unterhalb der Deckenbalken verlaufende Freskenband schildert Episoden der biblischen Josefgeschichte und wird dem Maler Costantino Pasqualotto (1681-1755) zugeschrieben.
Der Villenkomplex umfasst ferner zwei Seitenflügel; der nach Osten ausgerichtete erstreckte sich mit Wirtschaftsgebäuden bis hin zum ehemaligen Taubenschlag. Zwei sich in diesem Flügel befindenden Räumlichkeiten weisen je ein bemaltes Deckenmedaillon mit einer Darstellung Jesu im Tempel bzw. einem Raub der Persephone auf. Obwohl gegenüber den Fresken im Hauptsaal durch andersartige Stilmerkmale gekennzeichnet, sind beide Werke ebenfalls auf die Spätrenaissance zurückzudatieren.